Vor einigen Tagen saß ich im Flugzeug auf dem Weg zu meiner Familie. Ich habe grundsätzlich keine Angst vorm Fliegen, doch wenn die Anschnallzeichen wegen möglicher Turbulenzen blinken, dann schnellt mein Puls hoch und die Atmung wird schneller. Und es wackelte und zuckelte und zwar richtig, bei jedem Luftloch ein Stoße Adrenalin. Ich hab gedacht: Wenn Du jetzt eine Panikattacke bekommst, ist das echt blöd Nadja, und dann hab ich die Augen geschlossen, mit beruhigender Wechselatmung begonnen, mir völlig egal sein lassen, was andere um mich herum tun oder darüber denken und mich an den Moment in Savasana erinnert.

Am Ende der Yogapraxis steht die letzte Ansana, Savasana. Man tauch in die Stille ein, löst die Überwachung und Kontrolle des Atems, der Muskulatur und der Gedanken.
Man sinkt in sich zurück und gibt sich gleichermaßen ab, an etwas, was einen trägt.
Das ist schon schwer für manche, wirklich alles loszulassen. All die Gedankenstränge, die sich vielleicht noch fortziehen, die kleinen Bewegungen, die der Körper machen möchte, die Unsicherheit mit anderen Menschen im Raum die Augen zu schließen.

Das Wort Savasana kommt aus dem Sanskrit und die erste Silbe Sava bedeutet Leichnam, Asana bedeutet Sitz oder Haltung.
Wörtlich übersetzt bedeutet es Totenstellung. Diese Übersetzung ins Deutsche ist eine, für unsere westliche Gesellschaft, schwierig anzunehmende Sache.
In unserer Tradition bedeutet der Tod das Ende unseres Lebens, danach kommt nichts mehr. Deshalb klingt es vielleicht heftig und auch endgültig. Weil wir natürlich daran hängen.
Im Buddhismus ist der Tod nur ein Teil des Kreislaufs aus Geburt und Tod, Werden und Vergehen, die Wiedergeburt in ein neues Dasein steht dort ganz gleichberechtigt neben dem Tod

Ich bin ein sehr energetischer Mensch, ich kann mir persönlich auch nicht vorstellen, dass, sollte mal mein Licht ausgehen, sich die Energie einfach in Luft auflöst, sondern, ich glaube, dass sie woanders hinfließt, sich zu einem neuen Licht entzündet und einer anderen Sache oder einem anderen Leben dient.

Das erzähle ich natürlich nicht in Savasana, denn das ist meine persönliche Einstellung zu diesem Thema. Was ich aber am Ende meiner Klassen in Savasana zu meinen Schülern sage ist, dass sie diese tiefe Ruhe und die Verbundenheit, die sie vielleicht gerade in sich fühlen, selbst herstellen können. Dass sie nichts und niemanden anderes dafür brauchen.
Dass schon alles dafür in ihnen selbst liegt und dass sie daraus schöpfen können, wenn es mal schwere Momente im Leben gibt, die zu bewältigen sind.
Ich möchte ihnen damit Mut machen, sich darauf einzulassen:
Sich selbst loslassen zu können für diesen Moment und sich gleichzeitig an ihr eigenes Urvertrauen zu erinnern und sich diesem hinzugeben.
Manchmal sehe ich im Halbdunkel kleine feuchte Blitzer an den Augen der Liegenden. Und wünsche mir dann heimlich, dass es die Rührung ist, die aus der eigenen Erkenntnis dafür kommt.

Jedenfalls hab ich mich auf Sitz 8A gleich besser gefühlt, als ich mich erinnert hab, dass das alles auch für mich gilt! Und kurz danach haben sich die Turbulenzen aufgelöst.